Wechseljahre: Nicht das Ende sondern ein wunderbarer Neuanfang
Die Wechseljahre sind keine Krankheit. Leider wird diese Phase oft nur mit negativen Aspekten und dem Älterwerden in Verbindung gebracht. Die Menopause ist eine einschneidende Umbruchphase mit komplexen körperlichen, emotionalen und sozialen Veränderungen. Somit bietet sie auch eine Chance für eine Evaluation der bisherigen Lebensgestaltung und für persönliches Wachstum.
Mein Anliegen ist es, dass Frauen die Wechseljahre als natürlichen Teil ihres Lebens akzeptieren und die Unterstützung erhalten, die sie verdienen. Deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, mehr Zeit für die Beratung und bessere Informations- und Behandlungsmöglichkeiten.
Dabei bieten die Wechseljahre auch eine einzigartige Chance zur persönlichen Weiterentwicklung und Neuorientierung. Sheila de Liz spricht in ihrem Bestseller „Women on Fire“ nicht umsonst von den „fabelhaften Wechseljahren“. Es ist nämlich fabelhaft, dass Frauen nun beginnen können, den Fokus auf sich selbst zu lenken und sich nicht ständig um alle und alles zu kümmern. Unser Körper zwingt uns in dieser Zeit unsere bisherige Lebensgestaltung zu hinterfragen. Oder positiv betrachtet – uns wird die Möglichkeit geboten, uns neu zu definieren und zu wachsen.
Freuen Sie sich auf einen selbstbestimmten neuen Lebensabschnitt mit neuen Freiheiten und Möglichkeiten.
- Unterschied zwischen Menopause und Wechseljahre?
Der Begriff „Menopause“ wird oft mit „Wechseljahre“ gleichgesetzt, bezeichnet aber genau genommen nur die letzte Regelblutung einer Frau – rückblickend festgestellt nach 12 Monaten ohne Blutung. Richtiger wäre es, von der „Perimenopause“ zu sprechen, der Zeit um die letzte Periode.
Die Wechseljahre (auch „Klimakterium“) bezeichnen die hormonelle Umstellungsphase durch die nachlassende Eierstockfunktion, meist zwischen Mitte 40 und Mitte 50. Sie beginnt individuell unterschiedlich und kann 3 bis 15 Jahre dauern. Auch nach der Menopause dauert es oft Jahre, bis sich der Hormonhaushalt stabilisiert.
Die Phasen im Überblick:
- Prä-Menopause: Ca. 4-5 Jahre vor der letzten Regelblutung.
- Perimenopause: Zeit rund um das Ausbleiben der Regel.
- Post-Menopause: 12 Monate nach der letzten Regel, das Ende der fruchtbaren Phase.
- Woran erkennt man, dass man in die Wechseljahre kommt?
Erste Anzeichen der Wechseljahre sind meist unregelmäßige Blutungen. Der Zyklus verkürzt sich von 28 auf etwa 26 Tage, Schwankungen von ±7 Tagen deuten auf den Beginn hin.
Früh treten oft psychische und nervöse Beschwerden auf: Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen – häufig als Stress fehlgedeutet. Ursache ist meist ein Ungleichgewicht zwischen hohem Östrogen- und niedrigem Progesteronspiegel.
- Was passiert in den Wechseljahren?
In den ersten 14 Zyklustagen reifen Eibläschen heran und produzieren Östrogen. Nach dem Eisprung bildet der Gelbkörper Progesteron. Bleibt eine Schwangerschaft aus, sinken die Hormonspiegel, und der Zyklus beginnt von vorn – Monat für Monat, bis das begrenzte Eizell-Reservoir erschöpft ist.
Der Körper versucht, die Fruchtbarkeit zu erhalten, was zu mehreren Eisprüngen oder Zyklen ohne Eisprung führen kann. Das sorgt für hormonelles Ungleichgewicht mit längeren, stärkeren oder unregelmäßigen Blutungen. Dieser Prozess endet mit der Menopause – dem endgültigen Ausbleiben der Fruchtbarkeit.
- Typische Wechseljahresbeschwerden?
Etwa 75 % der Frauen haben in den Wechseljahren Beschwerden, bei einem Drittel sind sie stark ausgeprägt. Am bekanntesten sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche, die im Schnitt über sieben Jahre andauern.
Häufig treten auch Schlafstörungen, Ängste, Depressionen, innere Unruhe, Konzentrationsprobleme und „Brain Fog“ auf. Herzrasen und Gelenkschmerzen werden oft nicht mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht. Auch Veränderungen im Intimbereich und ein vermindertes sexuelles Verlangen sind typische Symptome.
Was ist eine Hormonersatztherapie?
Bei der Hormonersatztherapie (HRT) wird der Hormonmangel in den Wechseljahren – v. a. an Östrogen und Progesteron – mit niedrig dosierten, bioidenten Hormonen ausgeglichen. Sie gilt als wirksamste und gut verträgliche Therapie gegen Beschwerden.
Die Entscheidung für eine HRT sollte jedoch individuell und unter Berücksichtigung möglicher Risiken getroffen werden.
Was sind bioidente Hormone?
Bioidente Hormone entsprechen in ihrer Struktur den körpereigenen und werden meist aus Yams oder Soja gewonnen. Sie sind in der Regel gut verträglich und in niedriger Dosis risikoarm.
In Österreich kommen fast ausschließlich bioidente Hormone zum Einsatz – als Creme, Gel, Pflaster, Tablette oder Injektion.
- Angst vor Hormonen?
Trotz ihrer Wirksamkeit ist die Hormonersatztherapie (HRT) noch immer negativ behaftet – 2022 erhielten nur 7 % der Frauen in Deutschland eine HRT. Hauptgrund ist die weitverbreitete Hormonangst, oft aufgrund mangelnder Aufklärung.
Besonders groß ist die Angst vor Brustkrebs. Doch das zusätzliche Risiko ist mit 1 von 1.000 Fällen pro Jahr gering – Übergewicht, Alkohol und Bewegungsmangel wiegen schwerer. Gleichzeitig bietet HRT Schutz vor Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Demenz und Darmkrebs.
Gute Aufklärung hilft Frauen, informierte Entscheidungen zu treffen – ohne unnötige Angst.
- Hormonersatztherapie für wen?
Ziel meiner Beratung ist es, Frauen zu einer informierten Entscheidung zu befähigen – basierend auf einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung. Ausschlaggebend ist der persönliche Leidensdruck. Liegen keine Kontraindikationen vor, ist HRT die wirksamste Therapie.
Bei vorzeitiger Menopause (<40 Jahre) wird HRT generell bis zum natürlichen Menopausenalter (~50) empfohlen – auch ohne Beschwerden – um Langzeitrisiken wie Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz zu vermeiden. Auch Frauen unter 45 mit Symptomen oder familiärer Vorbelastung profitieren oft von einer frühzeitigen HRT.
Östrogene für die Scheide:
Ein besonderes Anliegen ist mir die lokale Östrogenisierung der Vagina und Vulva – auch ergänzend zur systemischen HRT. Ich empfehle sie jeder Frau ab Mitte 40 – auch ohne Beschwerden – um frühzeitig vulvovaginalem Östrogenmangel vorzubeugen.
Denn dieser betrifft langfristig fast alle Frauen und kann zu Trockenheit, Schmerzen beim Sex, Libidoverlust, häufigen Infektionen, Harndrang, Inkontinenz und Gewebeschwäche führen. Vorbeugung ist hier entscheidend – besonders für sexuell aktive Frauen.
- Hormonfreie Behandlungsmöglichkeiten?
Neben der Hormontherapie gibt es wirksame Alternativen – v. a. bei milden Symptomen:
Pflanzlich:
– Hitzewallungen: Salbei, Sibirischer Rhabarber, Leinsamen, Soja
– Unruhe/Schlafstörungen: Traubensilberkerze
– Depressive Verstimmung: Johanniskraut
Medikamente (nicht-hormonell):
– Leichte Antidepressiva, neu: Fezolinetant (wirksam bei Hitzewallungen)
Weitere Ansätze:
– Akupunktur (bis zu 40 % weniger Hitzewallungen)
– Lebensstil: Schlafhygiene, gesunde Ernährung, Krafttraining
– Kognitive Verhaltenstherapie
– Kraniosakrale Therapie
– Achtsamkeit, Meditation, Yoga zur Stressreduktion
Hormonfrei für wen?
- Frauen mit bestehendem oder früherem Brustkrebs bzw. ein entsprechender Verdacht
- Bei Gebärmutterkrebs.
- bei ungeklärten vaginalen Blutungen
- Frauen, die keine Hormone nehmen wollen
- Frauen mit milden Symptomen
- Vielversprechendes neues Medikament gegen Hitzewallungen
Seit einiger Zeit gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Temperaturregulation in den Wechseljahren. KNDy-Neurone im Hypothalamus steuern die Thermoregulation. Das Hormon Neurokinin B fördert, Östrogen hemmt die Aktivität dieser Neuronen, was zu einer stabilen Körpertemperatur führt. In den Wechseljahren, durch den sinkenden Östrogenspiegel, überwiegt der aktivierende Einfluss von Neurokinin B, was Hitzewallungen verursacht.
Ein neues, hormonfreies Medikament, Fezolinetant (Veoza®), blockiert die Rezeptoren für Neurokinin B und reduziert so die Häufigkeit und Intensität von Hitzewallungen. Fezolinetant ist seit 2023 in den USA und seit Anfang 2025 auch in Europa erhältlich und stellt eine vielversprechende Alternative zu hormonellen Therapien dar, besonders für Frauen, die keine Hormontherapie erhalten können, wie Brustkrebspatientinnen.
- Warum habe ich mich auf das Thema Menopause spezialisiert?
Die Wechseljahre wurden lange unterschätzt, und viele Frauen fühlen sich von ihren Ärzt:innen nicht richtig betreut. Der Leidensdruck ist oft erheblich, doch viele schweigen aus Angst vor Stigmatisierung. Viele Frauen sind schlecht informiert über ihre Beschwerden, die weit über Hitzewallungen hinausgehen.
Bei meiner Arbeit im Menopausenzentrum wurde mir klar, wie hoch der Leidensdruck ist und wie groß die Unsicherheit über Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere hinsichtlich Hormonen, ist. Es ist wichtig, Frauen über die Ursachen und Optionen aufzuklären und ihnen individuelle, informierte Hilfe anzubieten. Dafür braucht es mehr Zeit in der Beratung, was im derzeitigen Gesundheitssystem oft fehlt. Mein Ziel ist es, Frauen die Unterstützung zu bieten, die sie verdienen.
Meine Passion für das Thema Wechseljahre
Eine englische Studie von 2021 zeigte, dass 77 % der betroffenen Frauen ihre Beschwerden nicht mit den Wechseljahren in Verbindung bringen, und 50 % warten drei Jahre, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Das spiegelt auch meine Erfahrung wider, da Wechseljahre lange weder von Frauen noch von Gynäkologen aktiv thematisiert wurden. Leider sind wir immer noch unter- und fehlinformiert. Wer keine Hitzewallungen hat, wird oft „übersehen“.
Meine Leidenschaft für das Thema entdeckte ich durch eine Patientin, die nach vielen Sprechstunden endlich bereit war, eine Hormontherapie auszuprobieren. Sie hatte das Buch „Women on Fire“ von Sheila de Liz gelesen und war überzeugt. Nachdem ich das Buch selbst las, war ich beeindruckt, wie verständlich Sheila die komplexe Thematik und die Hintergründe der Hormonersatztherapie darstellt, was einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über die Wechseljahre leistet.
Meine persönliche Schlussfolgerung:
- Ich möchte medizinisch noch tiefer in das Thema einsteigen, um Frauen besser beraten zu können bzgl. ihre Optionen inkl. Vor-/Nachteile sowie ihrer Bedenken und Ängste.
- Ich möchte einen Beitrag im Aufklärungsprozess leisten: Wechseljahre dürfen kein gesellschaftliches Tabu mehr sein und von den betroffenen Frauen nicht als Stigma empfunden werden. Wechseljahre sind keine Krankheit sondern ein natürlicher Prozess, der jedoch nicht einfach so hingenommen werden muss.
Während meiner Arbeit im Menopausen-Zentrum in Bern wurde mir der Leidensdruck der betroffenen Frauen erst richtig vor Augen geführt. Die Nachfrage ist riesig und das Angebot an qualifizierten, individuellen Therapeuten viel zu gering. Das möchte ich ändern.